Personenwagen 19

Informationen zu diesem Fahrzeug:
Zur Grundausstattung der am 01.04.1901 eröffneten Bielefelder Kleinbahnen (BK) gehörten unter anderem 10 vierachsige 3. Klasse-Personenwagen mit den Betriebsnummern 1 bis 10, die vom Düsseldorfer Eisenbahnbedarf, vormals Waggonfabrik Weyer, gebaut wurden und die in ihrer Bauart typisch waren. Im Laufe der Zeit wurden die Wagen mehrfach umgebaut: Die großen Wagenfenster wurden durch zusätzliche Holme zweigeteilt, die Fenster der Oberlichter festgelegt und die Petroleumbeleuchtung entfernt, die zweigeteilten Klappfalttüren an den Bühnen zu einem Gitter zusammengeschweißt und die Profilleisten am Wagenkasten entfernt, nachdem dieser mit stärken Blechen neu verblecht worden war.

Als die BK am 13.02.1954 ihren Personenverkehr einstellten, wurden sechs der Personenwagen, darunter auch der Wagen BK 2, heute DEV-Wagen 19, an die Herforder Kleinbahnen (HK) ausgeliehen, die sie zur Verstärkung des Personenverkehrs bis zur Einstellung des Dampfbetriebes am 01.05.1954 benötigte.

Daraufhin wurden diese sechs Wagen an die Borkumer Inselbahn veräußert und in der Werkstatt der BK und HK in Enger den dortigen Betriebsverhältnissen angepasst: Die Drehgestelle wurden von 1000 auf 900 mm Spurweite umgespurt, die Vakuumbremsen und -leitungen wurden entfernt, und die Zug- und Stoßvorrichtungen wurden auf Doppelpuffer umgebaut. Ab dem Frühjahr 1956 wurden die Wagen nach Borkum überstellt, wo sie die Betriebsnummern 100 bis 105 erhielten; der heutige Wagen DEV-19 wurde dabei Wagen Nr. 100. Mit dem Traktionswechsel von Dampf- auf Dieselbetrieb mussten die Dampfheizungen zu lokunabhängigen Heizölheizungen umgebaut werden, die sich jedoch nicht recht bewährten. Die Wagenkästen waren dunkelgrün und um die Seitenfenster herum cremeweiss lackiert, und die Wagen trugen bis etwa Mitte der 60er Jahre den Schriftzug "Borkumer Kleinbahn". Ab 1975 wurden die Wagen analog zu den Pop-Art-Lackierungen von DB-Fahrzeugen neu gestrichen, was geteilte Meinungen darüber hervorrief. Nach Bereitstellung von staatlichen Finanzmitteln konnte die Borkumer Kleinbahn 1994 ihren Wagenpark erneuern, wobei der DEV den ausrangierten Wagen 100 durch eine Spendenaktion erwerben konnte und ihm die Betriebsnummer 19 gab.

Abb.: Drehgestell des Wagen 19 in der für die Fa. Weyer typischen Bauart mit unter den Achslagerkästen angeordneter Federung. Neben gutem Fahrkomfort bot diese Bauart eine niedrige Einstiegshöhe - Niederflurtechnik vor über 100 Jahren!

Fahrzeug-Chronik:

• geliefert an Bielefelder Kreisbahnen Nr. 2.
• 1954-55 vermietet an Herforder Kleinbahnen GmbH Nr. 2 BK.
• 1955 verkauft an Borkumer Kleinbahn und Dampfschiffahrt GmbH Nr. 100, auf 900 mm umgespurt.
• 1994 am 17. Februar nicht betriebsfähig an Deutscher Eisenbahn-Verein e.V. Nr. 19.
• 1999 am 24. Mai nach Aufarbeitung und Rückbau auf 1000  mm Spur durch Bw Bruchhausen-Vilsen in Dienst gestellt.