Personenwagen 17

Personenwagen 17 Inneneinrichtung Personenwagen 17
Betriebs-Nr./Name Hersteller Fabriknr. Baujahr Gattung ehemalige Heimatbahnen
17 Wismar   1914 C4i Kolberger Kleinbahn, Polnische Staatsbahnen, Märkische Museums-Eisenbahn e.V.

Informationen zu diesem Fahrzeug:
Über die Geschichte dieses Wagens ist nur wenig bekannt. Höchstwahrscheinlich wurde er 1913 von der Waggonfabrik Wismar hergestellt und an die Kolberger Kleinbahn (KKB) in Pommern als C4 Nr. 22 oder BC4 Nr. 21 geliefert. 1940 wurde er nach Vereinigung der Pommerschen Kleinbahnen in "Pommersche Landesbahnen" (PLB) vermutlich in Nr. PLB-411 (oder 441?) umgezeichnet. Nach dem 2. Weltkrieg gelangte Hinterpommern zu Polen und die KKB wurde von der Polnischen Staatsbahn (PKP) verstaatlicht. Irgendwann zu PKP-Zeiten erhielt der Wagen einen neuen, eher unvorteilhaften Wagenaufbau mit geschlossenen Bühnen und wurde in PKP 0-380044204-2 umnummeriert. 1977 erwarb eine Privatperson in Belgien diesen nicht mehr benötigten Wagen zusammen mit einem zweiachsigen, ebenfalls umgebauten, Personenwagen und der heutigen IHS-Dampflok "Regenwalde".

Werkbild der Waggonfabrik Wismar der meterspurigen Reisezugwagen für die pommerschen Kleinbahnen
Als die IHS (Selfkantbahn) die Dampflok 1984 übernehmen wollte, musste sie als Kaufbedingung auch die beiden Personenwagen mit erwerben. Die ungewollten Wagen konnten dann aber an die Märkische Museumseisenbahn (MME) in Plettenberg vermittelt werden, die unbedingt Personenwagen für ihren Fahrbetrieb benötigte. Am 22. Juni 1984 wurde der Wagen per Straßentieflader direkt nach Plettenberg gebracht. Aber auch dort stieß der Wagen auf Desinteresse und wurde nicht restauriert. Der DEV, der einen historisch weniger wertvollen Personenwagen zum Umbau in einen Personenwagen für Mobilitätsbehinderte benötigte, konnte ihn daher im Januar 1997 von der MME erwerben.

Das Konzept für die Aufarbeitung des nunmehr als DEV-Wagen 17 bezeichneten Fahrzeuges sah die Abtrennung des für den DEV historisch wertlosen, polnischen Wagenkastens vor, sowie die Restauration des Fahrgestells und die Herstellung eines an das frühere Aussehen angelehnten neuen Wagenkastens, der den Bedürfnissen mobilitätsbehinderter Menschen entspricht. Dazu erhielt der Wagen große offene Plattformen und breite Türen, eine Übergangsmöglichkeit zum Buffetwagen sowie je einen elektrohydraulischen Hublift pro Wagenseite. Die Inneneinrichtung bietet 12 Rollstuhlfahrern und ihren Begleitern Platz. Da ein Teil der Tische und Bänke klappbar ausgeführt sind, können die Rollstuhlfahrer unmittelbar am Fenster Platz nehmen. Die besonders großen Fenster wurden mit Handkurbeln anstelle der sonst üblichen Ziehgurte ausgestattet, so dass sie auch vom Rollstuhl aus geöffnet werden können.

Ein Hublift im Einsatz

Dieser Umbau erfolgte ab Anfang 1997 im VHS-Bildungswerk in Blankenburg im Harz. Abschließend erfolgten im Mai/Juni 1998 noch einige erfolgreiche Probefahrten bei den Harzer Schmalspurbahnen, bevor der Wagen nach Bruchhausen-Vilsen gebracht wurde. Dort steht er seit dem 10. Juli 1998 bei der Museumseisenbahn im Einsatz und stellt auch eine optisch und historisch sinnvolle Ergänzung zu den DEV-Fahrzeugen der ehemaligen Franzburger Kreisbahnen dar. Weitere Informationen können Sie dem folgenden Artikel aus unserer Zeitschrift "Die Museumseisenbahn" entnehmen:

DEV-Projekt 17, ein Wagen für Mobilitätsbehinderte, Heft 1/1997, S.34-35, (Acrobat-Reader File, 0.9 MB)

Fahrzeug-Chronik:

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